"MSTANG cleared takeoff runway 24, cleared unrestricted climb, contact Langen Radar local channel 17. Guten Flug!" - ich schiebe die Schubhebel gegen den ersten Wiederstand und wende meinen Blick auf die Triebwerksanzeigen. Die beiden EJ200 reagieren zunächst, typisch für Strahltriebwerke, etwas träge auf die Befehle meiner linken Hand. Das gibt mir Zeit mich nochmals auf das zu konzentrieren was vor mir liegt: Ein perfekt ausgeführter Steigflug mit maximaler Leistung auf 48.000 Fuß.
Der 74cm große Titanbläser saugt die Luft nun mit einem deutlich hörbaren Fauchen durch den Einlass, die drei Niederdruck- und fünf Hochdruckverdichterstufen pressen 60% der angesaugten Luft durch das Kerntriebwerk und verdichten sie auf das 26-fache. In der großen Ringbrennkammer wird das Gemisch aus Luft und Kerosin gezündet und treibt auf seinem Weg nach draussen die beiden Turbinen an. Die heißen Gase passieren die Schubdüse, welche den Weg nach draussen verengt und so die Strömungsgeschwindigkeit erhöht.
Im Cockpit passiert die Drehzahlanzeige 70% NL (Drehzahl Niederdruckverdichter), das Bugrad federt unter der Schubgewalt ein, die Radbremsen können die Maschine nicht mehr auf Position halten. Ich schiebe die beiden "Throttle" über den Widerstand auf Anschlag nach vorne. Rund 250kg Kerosin pro Minute werden jetzt jedem der beiden EJ200 zugeführt, ein Großteil landet in der Nachbrennersektion. Das Gemisch zündet, die Schubdüsen öffnen sich um den Weg nicht zu versperren, das Inferno beginnt.
Ich löse die Radbremsen, der Jet springt nach vorne. In weniger als 5 Sekunden sind 200km/h erreicht und wir erheben uns vom Boden. Ich fahre das Fahrwerk ein und spüre wie die weiter zunehmende Beschleunigung mich in den Sitz presst. Für 100km/h vergeht jetzt nur noch knapp über eine Sekunde. 600, 700, 800, ich ziehe den Stick an mich und werde mit dem siebenfachen der Erdbeschleunigung in den Sitz gepresst. 85° Pitch, die Steigrate beträgt weit über 200m/s. Ich durchbreche die Wolkendecke, das Inferno ist unter meiner Kontrolle.
"Inferno"
Gerald Groß